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Arbeitgeber bewegen sich hierzulande und weltweit im Spannungsfeld zwischen ihren geschäftlichen Zielen und den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter heutzutage auf einem schmalen Grat zwischen Agilität und Stabilität, Produktivität und Flexibilität sowie Effizienz und Empathie. Es gilt, die richtige Balance zu finden, um nachhaltig erfolgreich zu sein.
Die diesjährige internationale Pulse of Talent-Umfrage von Dayforce liefert wichtige Erkenntnisse aus Arbeitnehmersicht zu dieser hochaktuellen Debatte, welche den Unternehmen nützliche Hinweise mit Blick auf einen klugen Ausgleich zwischen den Interessen von Unternehmen und Mitarbeitern bieten. Es wurden weltweit 8.751 Beschäftigte befragt, davon 1.229 in Deutschland. Im Folgenden stellen wir Ihnen die zentralen Ergebnisse der Studie vor und legen ein besonderes Augenmerk auf unser Land.
Agilität oder Stabilität
Betriebliche Veränderungen sind heutzutage allgegenwärtig und spielen eine entscheidende Rolle in der Personalpolitik vieler Unternehmen. Die Mitarbeiter versuchen nach eigenen Möglichkeiten, mit diesen Veränderungen umzugehen. So wundert es nicht, dass trotz der zunehmenden Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt das Fluktuationsrisiko mit 69 % im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert geblieben ist. Insbesondere jüngere Arbeitnehmer zeigen eine höhere Neigung zur Abwanderung, was möglicherweise auf ihre geringere Toleranz gegenüber Unzufriedenheit am Arbeitsplatz zurückzuführen ist.
Die deutschen Teilnehmer weisen in Sachen Fluktuationsrisiko mit vergleichsweise geringen 60 % einen deutlich niedrigeren Wert auf. Umgekehrt ist für zwei von fünf Befragten (39 %) aus Deutschland die Sicherheit des Arbeitsplatzes der Hauptgrund für ihren Verbleib in der aktuellen Beschäftigung – weltweit mit Abstand der Höchstwert.
Kommunikation ist Trumpf
Effektive Kommunikation ist entscheidend für die Zufriedenheit der Mitarbeiter und den Erfolg des Change-Managements. Dennoch gaben nur 42 % der Befragten an, dass ihr Arbeitgeber Veränderungen gut oder sogar sehr gut kommuniziert. Es besteht eine Diskrepanz zwischen der Einschätzung der Führungskräfte und der Mitarbeiter, wobei Top-Manager häufiger positive Bewertungen abgeben als Mitarbeiter auf niedrigeren Hierarchieebenen. Um Unternehmen und Beschäftigte effektiv aufeinander abzustimmen, ist ein transparenter und umfassender Austausch unerlässlich.
Die Stärke von KI
Die Umfrage zeigt, dass Mitarbeiter den anstehenden Veränderungen nicht grundsätzlich negativ gegenüberstehen. 85 % der Befragten befürworten eine technische Modernisierung, wobei die Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) als besonders vielversprechend angesehen wird. Die Mehrheit der Arbeitnehmer ist davon überzeugt, dass KI ihre Produktivität am Arbeitsplatz verbessern kann. Unternehmen sollten daher Technologien in Betracht ziehen, die auf ethischen Grundsätzen basieren und die Effizienz über den gesamten Mitarbeiterlebenszyklus hinweg steigern können.
Produktivität oder Flexibilität
Der hohe Erwartungsdruck seitens der Unternehmensspitzen führt oft zu aggressiven Leistungszielen, die jedoch kontraproduktiv sein können. 70 % der Befragten in Betrieben mit solchen Zielen gaben an, unter erhöhtem Stress zu leiden - in Deutschland sind sogar 80 % der Teilnehmer dieser Ansicht. Dieser Stress kann sich negativ auf Produktivität, Leistung und Unternehmensbindung der Arbeitnehmer auswirken. Durchschnittlich 29 % der global befragten Arbeitnehmer gaben an, durch diese Belastung tatsächlich weniger produktiv zu sein. In Deutschland ist sogar fast die Hälfte (47 %) der Teilnehmer davon überzeugt, unter erhöhtem Ergebnisdruck weniger zu leisten.
Insgesamt gaben weltweit 32 % der Befragten an, aggressivere Leistungsziele abzulehnen. Auch in dieser Frage sind die deutschen Werte bemerkenswert, denn hierzulande lehnen zwei Drittel (65 %) der befragten Arbeitnehmer solche Ziele ab, der mit Abstand höchste Wert aller teilnehmenden Länder.
Arbeitgeber sollten Maßnahmen ergreifen, um die Work-Life-Balance zu verbessern und die Belastung der Beschäftigten zu verringern. Dazu gehören insbesondere auch flexible Arbeitsmodelle. In Deutschland ist die Stressempfindlichkeit der Beschäftigten bei höherem Leistungsdruck besonders zu berücksichtigen.
Der Reiz der Flexibilität
Flexibilität zählt für die Hälfte (52%) der Befragten zu den Eigenschaften, die ihnen am Arbeitsplatz besonders wichtig sind. Und mehr als ein Drittel (36 %) der Teilnehmer mit Wechselbereitschaft sucht nach einer neuen Stelle, weil sie sich mehr Flexibilität wünschen.
Allerdings wird Flexibilität von den Befragten meist nicht als Synonym für Telearbeit oder eine Vier-Tage-Woche betrachtet. Gefragt werden flexible Modelle eher als breiteres Konzept, das es den Mitarbeitern ermöglicht, gemäß ihren individuellen Bedürfnissen und Lebensumständen zu arbeiten. Dies kann die Einführung von Gleitzeit, Remote-Arbeit, Job-Sharing-Programmen und anderen flexiblen Arbeitsmodellen umfassen.
Effizienz oder Empathie
Unternehmen können in einem Umfeld, das von Misstrauen geprägt ist, keine Spitzenleistungen von ihren Mitarbeitern erwarten. Deshalb empfiehlt es sich, eine Kultur der Offenheit, Transparenz und Empathie zu fördern. Dies kann durch regelmäßiges Feedback, offene Kommunikation und die Anerkennung der individuellen Bedürfnisse und Beiträge der Mitarbeiter erreicht werden. Wer sich von seinem Arbeitgeber unterstützt und respektiert fühlt, ist in der Regel motivierter, engagierter und loyal gegenüber seinem Arbeitgeber. Durch die Förderung einer Kultur der Empathie können Unternehmen langfristige Beziehungen zu ihren Mitarbeitern aufbauen und so ihre Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Die Stärke freiwilliger Arbeitgeberleistungen
Etliche Teilnehmer der Studie beklagen einen Mangel an Empathie seitens ihrer Arbeitgeber, insbesondere in Bezug auf Benefits. Viele Unternehmen haben im Zuge der wirtschaftlichen Unsicherheit infolge der COVID-19-Pandemie Leistungen gekürzt oder gestrichen, was bei den Belegschaften meist auf Unverständnis und Unzufriedenheit gestoßen ist. Arbeitgeber sollten daher sicherstellen, dass sie die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Mitarbeiter angemessen berücksichtigen und ihnen entsprechende Zusatzleistungen anbieten.
Fazit für Ihr Unternehmen
Die Ergebnisse der 14. jährlichen Pulse of Talent-Umfrage von Dayforce zeigen deutlich, dass die Prioritäten von Arbeitgebern und ihren Beschäftigten im Gleichgewicht bleiben müssen, um alle Seiten zufriedenzustellen und die Voraussetzungen für einen dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg zu schaffen.
Betrachtet man sich die Resultate der Umfrageteilnehmer aus Deutschland, so fällt auf, dass deutschen Arbeitnehmern die Sicherheit des Arbeitsplatzes weitaus wichtiger ist als den Befragten in den anderen Ländern. Außerdem erweisen sie sich bei erhöhtem Leistungsdruck im Unternehmen als überdurchschnittlich anfällig und neigen in solchen Situationen deutlich mehr als andere zu einem Leistungsabfall.
Unternehmen sollten in allen Ländern Maßnahmen ergreifen, um Wertschätzung und Kommunikation zu verbessern, flexible Arbeitsmodelle zu fördern und die Zufriedenheit der Mitarbeiter insgesamt zu steigern. Der Einsatz moderner Technologie kann gerade bei größeren Organisationen auf diesem Wege einen entscheidenden Beitrag leisten. In Deutschland gilt es zudem, ein besonderes Augenmerk auf die Themen Arbeitsplatzsicherheit und Leistungsdruck zu setzen.